Lehre aus der Perspektive eines Landesschulrats

Leopold Schauppenlehner ist Landesschulrat für Niederösterreich und Pflichtschulinspektor. Als solcher kennt er die schulische Situation und weiß auch, vor welchen Herausforderungen Jugendliche, Lehrpersonal und Eltern stehen.

Als Pflichtschulinspektor gestalten und erleben Sie „Schule“ hautnah mit. Wie stehen Sie zur Frage: „ Höhere Schule oder Lehre“?

Es muss beides - sowohl die Höhere Schule wie auch die Lehre - ihren Platz haben. Entscheidend ist, dass die Jugendlichen - unterstützt von den Schulen durch die Berufsorientierung - die richtige Entscheidungen treffen. Wir brauchen auch in der heutigen Zeit gut ausgebildete Lehrlinge, die ja die Fachkräfte der Zukunft sind. Und diese werden mehr denn je benötigt. Alle, die praxisorientiert denken und durch die Praxis lernen wollen, sind bei der Lehre gut aufgehoben. Außerdem steht durch die Möglichkeit zur "Lehre mit Matura" auch jeder weitere Bildungsweg offen, der auch zu einem Studium berechtigt. 

Die Arbeitswelt verändert sich. Welche Fähigkeiten brauchen Jugendliche Ihrer Meinung nach heutzutage, um bei der Lehrstellensuche und in weiterer Folge im Job erfolgreich zu sein?

Die Ansprüche werden sicherlich immer höher und es wird heute von Jugendlichen vieles erwartet. Einerseits ist die Einstellung zur Arbeit und die Motivation entscheidend, etwas lernen zu wollen. Da wird es wichtig sein, nicht so sehr auf die Attraktivität zu schauen, sondern darauf, was interessiert mich, wo habe ich meine Stärken und Talente. Andererseits ist neben einem soliden Basiswissen auch die Fähigkeit mit anderen zusammenarbeiten zu können, ganz wichtig. Weiters wird eine gewisse Flexibilität und Lernbreitschaft notwendig sein, um im Beruf erfolgreich sein zu können, denn die Arbeitswelt verändert sich, so wie vieles andere heute auch, schneller als das früher der Fall war.

Wie können Lehrer und Eltern die Jugendlichen bei dieser Entscheidung unterstützen und sie darauf vorbereiten?

Wenn ich etwas nicht kenne, weiß ich auch nicht, ob etwas für mich passt oder nicht. Daher wird es wichtig sein, den Jugendlichen viele Möglichkeiten zu bieten, die Berufs- und Arbeitswelt kennen zu lernen. In der Mittelschule wird das durch Berufsorientierung, Betriebsbesuche, durch Interessens- und Begabtenförderung, durch Stärkenanalysen sehr professionell unterstützt. Für die Eltern ist wichtig, dass sie daran interessiert sind, was der/die Jugendliche äußert. Wichtig wird auch sein, dass sie ihren Jugendlichen sehen und in den Mittelpunkt rücken und nicht so sehr schauen, was die Freunde oder Bekannten tun und sagen.

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Leopold Schauppenlehner, Landesschulrat für NÖ und Pflichtschulinspektor